Freitag, 22. Juni 2012

Die Worte. Ich höre sie als wäre es gestern gewesen. Jedoch ist es schon wieder über zwei Monate her. Diese Fahrt nach Erfurt mit vier meiner Klassenkameraden; Melanie, Katharina, Sabrina, Annemarie und Thomas. Es war kurze Zeit später nachdem Melanie meinen Blog gefunden hatte. Sie achtete auf mich. Unsere Lehrerin hatte uns Duplos und andere Süßigkeiten als Aufmunterung mitgebracht. Ich hatte es mir gedacht und war somit darauf vorbereitet. Also konnte ich Nein sagen und ich habe es getan. Melanie hat es mit bekommen. Ihr Augen ließen meine Finger nicht aus den Augen, trotz alle dem habe ich das Duplo diszipliniert in meine Tasche geschoben. Ich sah, wie ihr die Angst in die Augen stieg, diese Furcht. Die Angst, davor, dass ich wirklich magersüchtig bin. Sie hatte keine Ahnung und das hat sie auch heute nicht. Diese zweistündige Autofahrt war der Horror, sie fragte ständig, worüber ich gerade nachdenke, wie es mir geht. Mir geht es gut, weißt du doch. Nach dem Vortrag vor diversen Politiker Thüringens über das Leben der DDR, gab es einen kleinen Snack für jeden. Erwartet hatte ich dies nicht, mit einem Mc's-Besuch hatte ich gerechnet. Dieser aufgebaute Snack war mir weitaus lieber, da ich zwischen gesund und gesund wählen konnte und nicht zwischen verdammt kalorienreich und mega ungesund. Also aß ich, nach zweiundsiebzig  Stunden des Fastens, und sie beobachtete jeden meiner Bissen. Ich konzentrierte mich, langsam zu essen, schaltete irgendwann meine Umwelt aus, bis ich das Wort "Selbstmord" hörte. Mein Verstand war wieder geschärft und vollkommen konzentriert. "Ich kann es absolut nicht verstehen, wenn man schon nur einen Gedanken daran verschwendet, sich das Leben zu nehmen." Diese Worte. sie fielen. Katharina sagte das, ohne zu merken, wie schlecht mir wurde. Natürlich kann sie das nicht verstehen, weil sie absolut perfekt bist, dünn, hübsch und verdammt intelligent. "Verstehen kann ich es auch nicht, aber man sollte nicht über diese Menschen urteilen, wenn man die Hintergründe ihrer Tat nicht kennt". Melanie versucht die Situation zu entschärfen. "Es ist doch scheißegal, wie schlecht es ihnen geht! Fakt ist doch, dass es den Menschen in deren Umwelt nach ihrem Tod wesentlich schlechter geht! Sowas egoistisches!" Wie Pfeile kommen auch diese Worte auf mich zugeschossen. Ich hatte keine Chance, sie abzuwehren. Mir ist furchtbar schlecht, weil ich eine Stunde vorher selbst noch daran gedacht habe, weil diese Gedanken immer präsent sind. "Ich bin mal schnell für kleine Mädchen", höre ich meine zitternde Stimme sagen. "Soll ich mitkommen?" - "Ich bin schon groß, ich schaff das schon." Ich wollte weinen, doch es ging nicht. Ich saß da und starrte die weiße Wand an. Irgendwann die erste, darauf die zweite und später die dritte Träne. Sie flossen, einfach so. Befreiung. Alles fiel ab. Ich wusste, dass ich schon ewig war war und zurück musste. Also wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, überdeckte meine Augenringe mit Make-up, hoffte das sie endlich das Thema gewechselt haben und stürzte mich erneut mit einem Lächeln auf den Lippen in den Kampf.
Ich hasse dieses Lächeln, welches genau verrät, wie es mir geht. Doch jeder kauft es mir tagtäglich ab.

3 Kommentare:

  1. Du hast eine wunderschöne Art zu schreiben.. ♥

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  2. wow.. wie kannst du dich an das was vor zwei monaten war erinnern ? ich hätte es schon vergessen wenn es vor mehr als 3 wochen wär.. aber respekt der text ist echt gut. aber wie meinen die das mit selbstmord.. ich hab das nich ganz gecheckt.. willst du selbstmord begehen oder wie ist das ?

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  3. ach, jetzt mach ich mir da auch keine mehr :D
    und das wird wieder <3

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